Seit nunmehr zwei Jahren (wow!) gibt es diese – von einem kecken Bloggerpaar erdachte Sammelreview des Jahres, um in kompakten Top 10 Listen schicke Alben vor zu stellen und damit eine allumfassende, ja, ich will meinen universelle Best of Liste zu erstellen. Dieses Jahr hat das Martin von Vinyl Galore übernommen, wie er sich das gedacht hat, sieht man HIER.
Ich kann so überschwänglich darüber reden, weil ich dieses Jahr auch hinzu gebeten wurde und natürlich euphorisch zugesagt habe.
Ok, ok, dass ich meine Top 10 tatsächlich in eine bestimmte Ordnung bringen muss, ist etwas hakelig, da ich stimmungsabhängige Lieblinge habe, aber um sich in der Blogger-Community zu sozialisieren, sollte man natürlich auch zu Kompromissen bereit sein, daher beuge ich mich den Bestimmungen.
01. Laura Veirs – July Flame
Ich hab Colin Meloy nicht geglaubt, als er bereits im Januar twitterte, dass es das beste Album 2011 werden würde und hier steh ich nun und muss gestehen, dass es mich auf die letzten Meter erwischt hat. Diese glasklaren Folksongs und Veirs grandiose Stimme machen zusammen mit den Texten und einer Morgenröte besonders zu winterknusprigen Temperaturen Lust auf Spaziergänge und sehnsüchtige Blicke aus dem Fenster heraus.
02. Villagers – Becoming a Jackall
Spiel, Satz und Sieg, Conan O’Brien, der mal mit mal ohne Villagers-Band durch die Welt reist, hat mit seinem Erstling ein großartiges Album kreiert, das mit Lupus-Analogien durchtrieben zwischen Vertrautheit und Fernweh taumelt und dabei sehr viel Pathos so verpackt, dass es niemals kitschig wird.
03. The Arcade Fire – Suburbs
Letztes Jahr haben uns die Konzeptalben die Tür eingerannt und dieses Jahr muss man mit Leckerli und Rufen locken. Glücklicherweise haben The Arcade Fire darauf gehört und uns Hipstern ein Album spezifisch über Hipster geschenkt. Manche sagen, dass die Opulenz der Vorgänger schmerzlich vermisst wird, aber genau das ist der Zauber an diesem Album: die Opulenz ergibt sich nicht in einzelnen Ubersongs, sondern im umwerfenden Ganzen, dass sich nach und nach ausbreitet und atemlos macht.
04. You say party we say die! – XXXX
Von traurigen Nachrichten begleitet wurde das Album der Kanadier nicht der Partyschmaus, den wohl so mancher erwartet hat, stattdessen bestechen aber gerade diese melancholischen Songs, die Becki Ninkovic nach einer auslaugenden Tour schrieb und damit Frustration und Erschöpfung so schön in die dennoch recht tanzbaren Songs einwob.
05. Efterklang – Magic Chairs
Ein Traum, wie sich die Dänen derzeit ins Musikgeschehen drängeln, direkt an den Schweden vorbei, das riecht nach einem Band-off! Wiedemauchsei, „Magic Chairs“ ist eines dieser Alben, dessen Dramatik sich aus der Luft zusammen zu setzen scheint, wenn man beispielsweise Songs wie „Modern Drift“ hört, das so klar wie Regen anfängt und sich immer mehr in orchestrale Traumgestalten windet, dann muss man einfach sentimental davon träumen, irgendwann einmal einen Skandinavier zu heiraten, um mit ihm in einem Holzhaus zu leben und jeden Morgen Efterklang zu hören. Live sind die Jungs und Mädels übrigens in der Lage, einem ganzen Festivalpublikum die Liebe im Herz zu wecken.
06. Joanna Newsom – Have one on me
Was für ein Monster, dieses Album, man muss sich ja fürchten, diese Gewalt der Trinität ist unbändig und wer es im Ganzen durchhört, muss sich danach erst einmal hinlegen. Dabei liegt kein wirkliches Konzept zugrunde, dafür aber Ideen und Einfälle, die sich durch die Alben ziehen. Eher klassisch kann man da kaum Lieblingslieder haben, da sich die Schönheit in Momenten und nicht in einzelnen Songs finden lässt.
07. Beach House – Teen Dreams
Ich wette, dass dieses Album auf ca. 95% der Top of the Blogs Listen zu finden sein wird, wer kann es uns denn verübeln, das Duo aus Baltimore hat uns mal eben zu verträumten Idioten gemacht, die sabbernd über diesem großartigen Album und Victoria Legrands üppiger Stimme hängen. Keiner kann sich ihnen entziehen, denn Musik, die wie Wolken klingt hebt auch uns aus dem bleischweren Trott des Alltags.
08. Broken Bells – dto.
Das Zusammenspiel von James – The Shins – Mercer und Danger – Gnarls Barkley – Mouse wurde von einigen (teilweise nervigen) youtube-Bloggern als enttäuschend bezeichnet. Darin liegt aber wohl nur eine falsche Erwartungshaltung, da Broken Bells weniger die verrückte Aufgedrehtheit der Gnarls Barkley (wieso will ich immer Gnarly Barkly schreiben?) Sounds vertreten, sondern vielmehr eine elektronisch angehauchte Ruhe, die sich sonst sehr Indiepoppig bei den Shins finden lässt. „CHILLIG“ ist das Wort der Stunde, um dieses Album zu beschreiben, das mir nach und nach einen Ohrwurm nach dem anderen beschert hat.
09. Frightened Rabbit – Winter of mixed drinks
Sänger Scott Hutchinson meinte, dass es dieses Mal kein Album über zerbrochene Herzen geworden ist, weil er selbst gerade keine furchtbare Beziehung hinter sich hatte, stattdessen gibt es dennoch melancholische Anflüge mit ironisch aufmüpfigen Melodien, die viel davon handeln, einfach aus allem Bekannten aus zu brechen und so lange zu laufen, bis man sich und eigentlich alles nicht mehr wieder erkennt. Groß.
10. Magic Man – Real Life Colour
Das Duo hat die Inspiration dieses Albums auf einer Frankreich Reise gewonnen und es dann per Mail in Amerika verteilt zusammen gebastelt. Das gute Stück kann man sich für umme auf Bandcamp.com besorgen, man kann ihnen aber auch ein paar Euronen hinblättern, damit sie sich noch eine Europareise gönnen können, um noch ein Album zu machen.
Mein einziger Kritikpunkt: Es dauert hundert Jahre und mehr, bis sie einen auf myspace befrienden…tisk, tisk.
Weitere Empfehlungen, die nicht mehr rein gepasst haben:
Menomena – Mines
Laura Marling – I speak because I can
Lonelady – Nerve Up
Drink Up Buttercup – Born and thrown on a hook