Frohe Weihnachten!

Dieses Jahr will und will die Weihnachtsstimmung einfach nicht kommen. Schnee nervt, für Deko hab ich kein Geld und für gebastelte Deko keinen Nerv, da ich kein Radio zu hause habe, konnten mich auch noch nicht Wham oder (noch schlimmer) Melanie – Coca Cola hates you – Thornton vom Zauber des Weihnachtsfestes überzeugen und ohne Fernseher kann man sich auch nicht von den Millionen Weihnachtsspecials eh schon langweiliger Abendunterhaltung anstecken lassen. Es ist ein Krampf. Die Vermutung, dass Weihnachtsstimmung nur ein künstlich erzeugtes Gefühl plastiziner Werbemanipulation ist, levitiert irgendwo im Hintergrund meines Kopfes, während eine kleine Stimme sagt, dass ich vielleicht nur meinen Grinchbart rasieren und endlich mal nach hause fahren müsste, um diese allumfassende Liebe zu spüren, die sich meistens besonders gerne in Entenbraten finden lässt. Wer weiß, wer weiß.

Das einzige, was mir einen Hauch Wehmut ins Herz zaubert ist das hier:

Ich freu mich schon auf Silvester, Böllertiraden und dadurch erzeugte Kriegssimulationen sind der beste Weg, um das Ende eines weiteren Jahres zu feiern, dessen Potential man nicht ausgeschöpft, sondern gerade einmal vorsichtig mit einem Strohhalm geschlürft hat.

Top Of The Blogs 2010 – Die Top 10 Alben des Jahres (total voreingenommen bestimmt, natürlich)

Seit nunmehr zwei Jahren (wow!) gibt es diese – von einem kecken Bloggerpaar erdachte Sammelreview des Jahres, um in kompakten Top 10 Listen schicke Alben vor zu stellen und damit eine allumfassende, ja, ich will meinen universelle Best of Liste zu erstellen. Dieses Jahr hat das Martin von Vinyl Galore übernommen, wie er sich das gedacht hat, sieht man HIER.

Ich kann so überschwänglich darüber reden, weil ich dieses Jahr auch hinzu gebeten wurde und natürlich euphorisch zugesagt habe.

Ok, ok, dass ich meine Top 10 tatsächlich in eine bestimmte Ordnung bringen muss, ist etwas hakelig, da ich stimmungsabhängige Lieblinge habe, aber um sich in der Blogger-Community zu sozialisieren, sollte man natürlich auch zu Kompromissen bereit sein, daher beuge ich mich den Bestimmungen.

01. Laura Veirs – July Flame

Ich hab Colin Meloy nicht geglaubt, als er bereits im Januar twitterte, dass es das beste Album 2011 werden würde und hier steh ich nun und muss gestehen, dass es mich auf die letzten Meter erwischt hat. Diese glasklaren Folksongs und Veirs grandiose Stimme machen zusammen mit den Texten und einer Morgenröte besonders zu winterknusprigen Temperaturen Lust auf Spaziergänge und sehnsüchtige Blicke aus dem Fenster heraus.

02. Villagers – Becoming a Jackall

Spiel, Satz und Sieg, Conan O’Brien, der mal mit mal ohne Villagers-Band durch die Welt reist, hat mit seinem Erstling ein großartiges Album kreiert, das mit Lupus-Analogien durchtrieben zwischen Vertrautheit und Fernweh taumelt und dabei sehr viel Pathos so verpackt, dass es niemals kitschig wird.

03. The Arcade Fire – Suburbs

Letztes Jahr haben uns die Konzeptalben die Tür eingerannt und dieses Jahr muss man mit Leckerli und Rufen locken. Glücklicherweise haben The Arcade Fire darauf gehört und uns Hipstern ein Album spezifisch über Hipster geschenkt. Manche sagen, dass die Opulenz der Vorgänger schmerzlich vermisst wird, aber genau das ist der Zauber an diesem Album: die Opulenz ergibt sich nicht in einzelnen Ubersongs, sondern im umwerfenden Ganzen, dass sich nach und nach ausbreitet und atemlos macht.

04. You say party we say die! – XXXX

Von traurigen Nachrichten begleitet wurde das Album der Kanadier nicht der Partyschmaus, den wohl so mancher erwartet hat, stattdessen bestechen aber gerade diese melancholischen Songs, die Becki Ninkovic nach einer auslaugenden Tour schrieb und damit Frustration und Erschöpfung so schön in die dennoch recht tanzbaren Songs einwob.

05. Efterklang – Magic Chairs

Ein Traum, wie sich die Dänen derzeit ins Musikgeschehen drängeln, direkt an den Schweden vorbei, das riecht nach einem Band-off! Wiedemauchsei, „Magic Chairs“ ist eines dieser Alben, dessen Dramatik sich aus der Luft zusammen zu setzen scheint, wenn man beispielsweise Songs wie „Modern Drift“ hört, das so klar wie Regen anfängt und sich immer mehr in orchestrale Traumgestalten windet, dann muss man einfach sentimental davon träumen, irgendwann einmal einen Skandinavier zu heiraten, um mit ihm in einem Holzhaus zu leben und jeden Morgen Efterklang zu hören. Live sind die Jungs und Mädels übrigens in der Lage, einem ganzen Festivalpublikum die Liebe im Herz zu wecken.

06. Joanna Newsom – Have one on me

Was für ein Monster, dieses Album, man muss sich ja fürchten, diese Gewalt der Trinität ist unbändig und wer es im Ganzen durchhört, muss sich danach erst einmal hinlegen. Dabei liegt kein wirkliches Konzept zugrunde, dafür aber Ideen und Einfälle, die sich durch die Alben ziehen. Eher klassisch kann man da kaum Lieblingslieder haben, da sich die Schönheit in Momenten und nicht in einzelnen Songs finden lässt.

07. Beach House – Teen Dreams

Ich wette, dass dieses Album auf ca. 95% der Top of the Blogs Listen zu finden sein wird, wer kann es uns denn verübeln, das Duo aus Baltimore hat uns mal eben zu verträumten Idioten gemacht, die sabbernd über diesem großartigen Album und Victoria Legrands üppiger Stimme hängen. Keiner kann sich ihnen entziehen, denn Musik, die wie Wolken klingt hebt auch uns aus dem bleischweren Trott des Alltags.

08. Broken Bells – dto.

Das Zusammenspiel von James – The Shins – Mercer und Danger – Gnarls Barkley – Mouse wurde von einigen (teilweise nervigen) youtube-Bloggern als enttäuschend bezeichnet. Darin liegt aber wohl nur eine falsche Erwartungshaltung, da Broken Bells weniger die verrückte Aufgedrehtheit der Gnarls Barkley (wieso will ich immer Gnarly Barkly schreiben?) Sounds vertreten, sondern vielmehr eine elektronisch angehauchte Ruhe, die sich sonst sehr Indiepoppig bei den Shins finden lässt. „CHILLIG“ ist das Wort der Stunde, um dieses Album zu beschreiben, das mir nach und nach einen Ohrwurm nach dem anderen beschert hat.

09. Frightened Rabbit – Winter of mixed drinks

Sänger Scott Hutchinson meinte, dass es dieses Mal kein Album über zerbrochene Herzen geworden ist, weil er selbst gerade keine furchtbare Beziehung hinter sich hatte, stattdessen gibt es dennoch melancholische Anflüge mit ironisch aufmüpfigen Melodien, die viel davon handeln, einfach aus allem Bekannten aus zu brechen und so lange zu laufen, bis man sich und eigentlich alles nicht mehr wieder erkennt. Groß.

10. Magic Man – Real Life Colour

Das Duo hat die Inspiration dieses Albums auf einer Frankreich Reise gewonnen und es dann per Mail in Amerika verteilt zusammen gebastelt. Das gute Stück kann man sich für umme auf Bandcamp.com besorgen, man kann ihnen aber auch ein paar Euronen hinblättern, damit sie sich noch eine Europareise gönnen können, um noch ein Album zu machen.

Mein einziger Kritikpunkt: Es dauert hundert Jahre und mehr, bis sie einen auf myspace befrienden…tisk, tisk.

Weitere Empfehlungen, die nicht mehr rein gepasst haben:

Menomena – Mines

Laura Marling – I speak because I can

Lonelady – Nerve Up

Drink Up Buttercup – Born and thrown on a hook

The Decemberists – The King is Dead kommt im Januar! Woah!

Yeah! Am 18. Januar soll das neue Decemberists Album heraus kommen, damit haben sie gerade einmal anderthalb Jahre an neuem Material gefrickelt, schön auch, dass die morbid-märchenhaften Barden etwas im zweitschrecklichsten Monat des Jahres heraus bringen (der schrecklichste dürfte Februar sein, alleine, weil man sich danach nicht einmal mehr wehmütig an den Weihnachtszauber erinnern kann und auch der Frühling noch zu weit weg ist).

Erste Hörerlebnisse gab es unlängst bei KEXP, als Colin Meloy in einem fulminanten Set etliche neue Songs UND (wahnsinn, wahnsinn, wahnsinn) die komplette Crane Wife Geschichte gespielt hat. Ich kann mir leider nichts davon anhören, weil ich derzeit etwas verhindert bin, aber ihr könnt es ja tun und mir sagen, wie es klingt. Ihr dürft auch Bilder dazu malen oder mir ein (klangloses) Video dazu aufnehmen.

Die neuen Songs kann man sich auf youtube ansehen oder unter diesem Link downloaden (da gehts zu KEXP, danke KEXP!)

Everybody’s Peinlich

Ein wenig verloren sitze ich derzeit am Sortieren von Kram. Ich weiß nicht, warum man immer so viel Kram anhäuft, schlimmer noch, warum es so viel Kram ist, den man eigentlich nicht wegwerfen kann, weil Dinge wie Kleber, Schrauben und ein Fundus an Ü-Eier-Figuren sicherlich irgendwann mal nützlich werden können. Und das sage ich nicht als Messie, sondern als ehemaliger A-Team-Fan (quasi, der coolere Fan im Vergleich mit dem Macguiver-Fan, der ja ähnlich auf Basteleien mit Müll steht).

Wo war ich?

Ach ja, immer noch zu hause vom Internet getrennt, bin ich dazu übergegangen, zum Zeitvertreib ein paar alte Serienlieblinge zu entstauben, darunter auch die grandiosen Venture Bros., die ja auch gerade mit ihrer aktuellen Staffel in den USA liefen. Einer der großartigen Momente (von denen es zu viele gibt), ist das Intro der zweiten Staffel, mit einem Soundtrack, der echt Eier hat.

Normalerweise hört man nur sehr tolle Nachahmungen von Led Zeppelin Songs, da ja Led Zep äußerst knauserig sind, was die Rechte zu ihren Songs angeht, obwohl ich ehrlich sagen muss, dass es irgendwie schrecklich ist, dass Venture Bros. nichts spielen dürfen, während „School of Rock“ die Erlaubnis bekommen hat. Tatsächlich? Jack Black als überdrehter, aber liebenswerter Musiklehrer? Das ist Rock’n Roll? Ja, auch Zeppelin werden alt und etwas senil.

 

Naja, hier also nicht Led Zep, sondern Rozalla, tatsächlich ist dieser Song damals, als ich…peinlich…18 war und eigentlich schon gute von schlechter Musik unterscheiden konnte, ein toller Begleiter gewesen. Aber ich wäre ja auch ein Aas mit Doppelmoral, wenn ich die ätzenden Kacksongs verheimlichen würde, zu denen ich immer noch ganz rührselig werde.

Rozalla ft. Aquagen – Everybody’s Free

 

PS: Demnächst: Ungefähr drei Millionen Best of 2010 Listen, is ja hier auch ein Musikblog, oder was. Mal sehen, ob ich auch noch eine „Best of ‘Best of 2010’“ Liste mache.

In Mittagspausen blog ich gern fremd.

Meine liebsten Leser,

 

Derzeit tröpfelt es nicht einmal mehr, nein, die Beitragsflut ist versiegt, das ist aber kein Grund zur Panik, sondern höchstens ein Grund, die großen O2-Konzernvillen zu stürmen und zu verlangen, dass man mir endlich meine Internetverbindung in Gang setzt, so dass ich inmitten meiner dekadenten Umzugskarton-Einrichtung (jetzt auch mit falsch zusammen gebauten IKEA Möbeln!) mal wieder zum Schreiben komme.

Das geht zur Zeit nämlich nur auf der Aaabeit und da will ich erstmal nur mit Talent, Schnelligkeit und gutem Aussehen auffallen, nicht durch Verfassen von Fremdblogmaterial. Und da das gute Aussehen gerade durch Übernächtigung und wintertrockene Poren leidet, darf ich mir keinen Schnitzer erlauben und muss mir klammheimlich in einer Ecke unter Beschuss und mit Koffeinüberdosis ein paar Zeilen aus den Ärmeln schütteln, um euch, meine liebsten Leser, zu versichern, dass ich nicht im grausamen Bloggerfriedhof gelandet bin, selbst wenn ich Grund dazu hätte, aber dazu mehr, wenn ich Zeit habe.

Bis dahin zieht euch bitte warm an* und wenn ihr euch mit Nerven auskennt, dann schreibt mir doch bitte, woran es liegt, dass mir derzeit auf der Aaabeit immer der kleine, aber nur der kleine Finger einschläft. Die dumme Sau, wenn ich keinen Schlaf kriege, soll niemand Schlaf kriegen!

Tüdelü,

Ich

*Natürlich nicht in einer drohenden Art und Weise, sondern in der wortwörtlichen, denn man möchte sich das Gesicht ja Zentimeterdick mit Griebenschmalz einreiben, damit man nicht mehr so friert…